
Lösungswerkstatt
Praxis für Coaching
Herzlich Willkommen in meiner Praxis-
herzlich willkommen bei mir!
Entdecke wer Du bist,
und wer Du sein kannst.
Erfahre das Wunder in Dir.
Erlebe welch Geschenk Du bist!
Wir alle glauben daran etwas Besonderes zu sein und etwas Besonderes bewirken zu können. Und wir alle haben Recht damit.
R. Braun
Teil 6
Die Rolle der Zuschauer
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oder Wegschauer oder Dulder oder Möglichmacher.
Das ist die grösste Gruppe der Kinder. In der Regel die ganze Klasse oder Doppelklasse oder sogar die ganze Schule/ Mannschaft etc.
Diese verschiedenen Namen zeigen bereits, dass diese Gruppe der Kinder eine wesentlich entscheidendere Bedeutung hat beim Mobbing, als allgemein klar ist. Sogar oder besonders diese Kinder selbst inklusive ihrer Eltern: „Ich hab ja gar nichts gemacht!“ oder Eltern: „ Mein Kind hat damit nichts zu tun!“. Und das stimmt ja oberflächlich betrachtet sogar. Ihnen ist nicht klar, dass sie mit ihrem Zuschauen das Publikum für das Mobbing bieten, dass sie es erst interessant machen zu mobben und eine Art Anerkennung oder Bewunderung damit zeigen. Dies zeigt den Tätern und Mitläufern, dass es sich lohnt. Diese Gruppe ist entscheidend, da sie den sozialen Status von Tätern und Mitläufern verbessern und deren Macht- und Selbstaufwertungsbedürfnis decken. Dann gibt es noch die Wegschauer. Sie tun ebenfalls nichts- ausser wegschauen. Und zwar sowohl die Kinder, wie auch die Erwachsenen, Eltern und Lehrpersonen, Trainer u.ä. Wie bereits ausführlich behandelt macht Schweigen Mobbing erst möglich und so zeigt sich, dass ausgesprochen viele Mobbingsituationen stehen oder fallen, je nachdem wie die „Möglichmacher“ reagieren. Natürlich gibt es noch die Fälle, in denen Mobber auch ohne Publikum tätig sind. Der Leidensdruck des Opfers ist jedoch deutlich geringer und seine Möglichkeiten zu handeln viel grösser, wenn es 1-2 Mobber hat, andrerseits auch einige Verbündete. So hat das Opfer zumindest die Möglichkeit zu erkennen, dass es nicht seine Schuld ist und dass es Kinder gibt, die es mögen. Steht dem Opfer schlicht niemand zur Seite, entsteht vor allem bei Kindern sehr schnell der Eindruck, sie seien nicht wertvoll, liebenswert oder falsch o.ä.
Die Rolle der Zuschauer ist enorm wichtig. Wir erkennen das sehr schnell daran, wie empört die Allgemeinheit reagiert, wenn ein Gewaltverbrechen öffentlich stattfindet und keiner reagiert. Wenn die Nachrichten berichten, dass mitten am Tag mitten auf einem grossen Bahnhof eine Frau belästigt oder geschlagen wird und niemand eingreift oder alarmiert.
Nun sind unsre Kinder halt Kinder- das bedeutet sie sind dabei Dinge zu lernen, die für uns mehr oder weniger klar sind. Ist es denn für uns klar, jemandem in Not zu Hilfe zu kommen? Ist es denn so, dass Kinder bei uns als Vorbild sehen, dass wir für jemanden einstehen, der es nötig hat? Ist es denn so, dass wir hinschauen und handeln? Ich weiss nicht wies Dir geht, aber mir fallen gleich 2 Szenen ein, denen ich begegnet bin und aus Angst nicht wusste, was tun und —— nichts getan hab.
Was ist denn gemeint mit handeln, reagieren, etwas tun?
Mitten in einer aggressiven Situation mitreinschlagen, treten, beissen usw. ist wohl kaum die Lösung und tut wohl keiner freiwillig, wenn die Gegner dermassen überlegen sind, wies bei Mobbing ja der Fall ist. Sich verbal auf die Opferseite zu stellen, erfordert schon extrem viel Mut- denn so wird man mit Sicherheit gleich mit-Opfer und da klar ist, wie schrecklich das ist, will das keiner. Was also raten oder wie Vorbild sein?
Alarmieren ist in der Regel richtig. Bei einer Schlägerei die Pausenaufsicht holen, ist richtig! Da manche auch das fürchten, hat jeder zumindest die Möglichkeit der Lehrperson oder daheim seinen Eltern im Nachhinein zu berichten, was er/sie gesehen und erlebt hat. Kluge Erwachsene tun sich dann zusammen, d.h. sie reden miteinander. Lehrer besprechen zusammen die Informationen, die bis zu ihnen gelangen. Eltern geben Infos an die Schule weiter- selbst, wenn es sich dabei nicht ums eigene Kind als Opfer handelt. Eltern sprechen miteinander. So hat durch das einfache Erzählen—- ein Kind darf das einer Lehrperson auch unter 4 Augen erzählen, wenn es Konsequenzen von der Gruppe fürchtet——das Schweigen ein Ende.
Liebe Eltern und Lehrer, redet mit den Kindern. Fragt ab und zu nach wer mit wem zusammen ist, wer beliebt ist, und wer nicht und warum eigentlich. Fragt ob alle mitspielen dürfen. Fragt ob es Kinder gibt die oft böse zu andern sind—- zu wem denn. Finde dafür noch weitere Anregungen/Tipps aus der Lösungswerkstatt in den oberen Beiträgen.
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wichtige Tipps von Francoise Alsacker, die viel Forschung zum Thema Mobbing in Kindergarten und Schule gemacht hat:
1. Frag immer nur in kurzen Sequenzen- ansonsten werden die Informationen v.a. bei redefreudigen Kindern immer mehr ausgeschmückt. 2. Frag nicht nach Opfern, sondern nach Tätern: Kinder können je nach Alter das Opfer-Schema nicht erkennen und berichten ohnehin vorwiegend von den jüngsten Ereignissen. Sie wissen aber gut, welche Kinder oft böse mit anderen Kindern sind. Dort kann man dann fragen, gegen wen sie vor allem böse sind, und erhält die qualitativ besseren Antworten.
3. Arbeite mit kleinen Kindern mit Bildern und Geschichten, damit sie wissen was gemeint ist. Entdecke dabei, dass für Kinder nicht immer dieselben Aktionen als schlimm und beleidigend empfunden werden, wie für uns Erwachsene. zB. Zunge herausstrecken wurde von Kindergärtnern als extrem beleidigend empfunden- fast noch schlimmer als getreten oder geschlagen zu werden.
Dem Opfer mal was Nettes tun/sagen/Schulterklopfen oder für ganz starke Kids:“Hör mal, es war furchtbar! Und ich hatte solche Angst Dir zu helfen! ich weiss oft auch nicht was machen!“ könnte ein Anfang sein.
Sich unter den anderen Zuschauern Verbündete suchen: „ Ich fand das nicht so lustig, was sie heute mit Fred gemacht haben.“ Vielleicht fanden es andere auch nicht so lustig. So kann sich ein Zu-Wegschauer in der Gruppe vortasten, und herausfinden, ob andere Kinder eigentlich auch gern helfen würden. Sie können sich absprechen die Vorfälle zuhause oder der Lehrperson zu melden, oder vielleicht sogar gemeinsam als Gruppe von 4-5 Leuten zu reagieren: „Hör auf! das ist nicht cool! Du bist ein Mobber! Lass Fred in Ruhe! Fred darf auch mitspielen! Seine Punkte zählen auch- genauso wie deine! Wenn Fred heute den Zoodirektor spielen will, darf er das. Er muss nicht immer Hund sein! Was du tust ist total blöd!“ und so weiter.
Da das Opfer sich aufgrund der zunehmenden Zerstörung seines Selbstwertes, seiner Angst und seinem Leid in der Regel tatsächlich eher unangenehm verhält, braucht es hierfür ganz dringend Eltern und Lehrer, die den Kindern diese Dinge erklären:“ Wie ist das, wenn du dich krank und elend fühlst. Magst du dann nett und grosszügig sein? Wenn du lange so schlecht behandelt wirst, fühlt sich das an wie krank und elend. Ich denke, Fred wär viel netter, wenn er nicht immer traurig sein und Angst haben müsste. Was denkst du?“
Ihr seht- reden, reden, erklären, stärken!
Grosse Forscher zum Thema Mobbing wie Frau Alsaker, Herr Kasper oder Herr Olweus sind sich einig:
Jedes Mobbing kann gestoppt werden—wenn Lehrpersonen und Eltern mithelfen!
